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Für die Wertfestlegung ist zunächst die Unterscheidung zwischen den zwei großen Gruppen wichtig:

  • neue Produktionen (per Definition 1-25 Jahre alt): Preise werden errechnet basierend auf Herkunft, Feinheit (Knotendichte) und dem Lohnniveau im Herkunftsland
  • antike Teppiche (über 100 Jahre alt): Wert hängt stark von Ästhetik und dem historischen Wert, worunter im Teppich verarbeitete Einflüsse von Mythologie, Religion und Klima fallen können, ab. Objektivere Kriterien wie Alter, Zustand, Technik und Feinheit spielen eine untergeordnete Rolle.

Fällt Ihr Teppich zwischen diese größeren Gruppen, finden Teile aus beide Ansätze Verwendung.

Bei diesen mittelalten Modellen ist es für die Wertschätzung angemessen, das Kunsthandwerk in seine beiden Bestandteile Handwerk und Kunst zu zerlegen und diese getrennt zu bewerten.

Wie teuer ist ein Perserteppich?

Für ein Paper untersuchte Andrew Clare von der City University London 2017 historische Daten von Verkäufen von Orientteppichen. Bei den untersuchten Teppichen handelt es sich im Durchschnitt um 10,2 Quadratmeter große und 1884 hergestellte Stücke. Im arithmetischen Mittel wechselten die 3622 untersuchten Teppiche für £13.502 den Besitzer.

Warum sind Orientteppiche so teuer?

Orientteppiche sind aufgrund der enorme Arbeitsleistung vergleichsweise teuer. Eigentlich aber, sind die Teppiche für uns reiche Europäer nicht exorbitant teuer, sondern sogar recht günstig.

In den Herkunftsländern ist das Preis- und Lohnniveau deutlich niedriger als in Europa. Ein gutes Essen in einem Restaurant gibt es für ein bis zwei Euro und auch ein Inlandsflug kostet selten mehr als 30€. Ebenso verhält es sich mit den Stundenlöhnen.

Der Arbeitsaufwand ist der größte Preistreiber

Für einen Teppich mittelfeiner Qualität mit 200.000 Knoten pro Quadratmeter im Format 2 mal 3 Meter benötigt ein erfahrener Knüpfer, der circa 10000 Knoten am Tag schafft, 120 Tage (also rund 4 Monate) Zeit.

bild von zwei knüpferinnen die an einem orientteppich arbeiten
Orientteppiche zu knüpfen, ist sehr aufwendig. Die Arbeit macht einen Großteil des Preises aus.

Würde man einen Orientteppich in Europa knüpfen lassen, müsste der Teppich das fünf- bis zehnfache kosten, damit sich dessen Herstellung überhaupt lohnt.

Wertermittlung bei neuen Produktionen

Der Wert neuer Teppiche lässt sich gut anhand fester Kriterien bestimmen. Dazu zählen:

1. Herkunft

Für die Preisbestimmung muss unterschieden werden, ob es sich beispielsweise um einen echten Seidenhereke aus der Türkei handelt oder eine Nachknüpfung aus China. Genauso ist ein originaler russischer Buchara wertvoller als die Nachknüpfung aus Pakistan.

Wie festgestellt, entfällt der Hauptteil des Preises auf die aufwendige Handarbeit, die das Spinnen, Knüpfen und Färben erfordert. Nachknüpfungen in Ländern mit wesentlich niedrigeren Lohnkosten sind weniger wertvoll, da es sich nicht um die traditionellen Herkunftsorten handelt und die Teppiche günstiger produziert wurden.

2. Feinheit

Je höher die Knotendichte, desto größer der Aufwand und dieser muss bezahlt werden. Unter Berücksichtigung des Ursprungslandes können Sie in unserer Orientteppich Preisliste Schätzwerte für verschiedene Feinheitsgrade ablesen.

3. Materialqualität

Bei der Materialqualität sollte nicht gespart werden. Die Wollqualität ist dabei für den Benutzer am wichtigsten. Beispielsweise ist Hochlandwolle fettreicher und glänzt mehr. Diese Art der Wolle ist zwar teurer, dafür aber auch schöner und strapazierfähiger.

4. Besondere Merkmale

Weiterhin gibt es noch besondere Merkmale, die sich auf den Wert eines Teppichs auswirken. Unter anderem können folgende Eigenschaften einen Unterschied machen:

  • Exaktheit der Verarbeitung
  • Gestaltung des Teppichs
  • seltene Form (rund, quadratisch, etc.)
  • Zustand
  • Einzigartigkeit (eher unwahrscheinlich)

Wertermittlung bei antiken und alten Teppichen

Zunächst ist es wichtig, zu prüfen, ob es sich überhaupt um einen echten Teppich und nicht um eine Fälschung handelt. Wie in unserem Artikel wird dabei klar, dass es gar nicht einfach ist, Orientteppich Fälschungen zu erkennen.

Heißt „alt“ wertvoll?

Auch nur gebrauchten Teppichen sind nicht per se wertvoll, nur weil sie „alt“ sind. Erst wenn diese, ähnlich wie bei Oldtimer gut erhalten ist und ein gewisses Alter hat, sind sie wertvoll.

Erst antike und wirklich alte Teppiche erfahren eine Wertsteigerung, die zu einem großen Teil auch darauf beruht, dass sie selten und selten gut erhalten sind, weil sie aus der Zeit vor der Massenproduktion stammen.

Wertentwicklung eines Teppichs

Ungefähr so sieht die Preisentwicklung aus: Neue Teppiche verlieren mit der Zeit wegen Abnutzung an Wert, während antike Teppiche aufgrund ihres historischen Werts und ihrer Seltenheit mit der Zeit an Wert gewinnen.

Andere Bewertungsmethoden

Ein 40 Jahre alter, benutzter Teppich ist deshalb wertlos. Bei einem gut erhaltenen Stück aus den 1920er-Jahren oder sogar ein Spitzenstück von 1870 kommen ganz andere Bewertungsmethoden zum Einsatz als beim neuen Teppich, der Jahrzehnte auf dem Dachboden lagerte.

Bei diesen Prachtstücken spielen Herkunft, Feinheit, Zustand und das verwendete Material eine  untergeordnete Rolle.

Faktoren wie

  1. die Seltenheit (auch als Ganzheit von Muster, Motiven und Datierung)
  2. kulturelle Bedeutung (Stammeskunde, Motiventwicklung, ethnologische Forschungen, etc.)
  3. Qualität und Zustand (im Vergleich zu ähnlichen Teppichen)
  4. Ästhetik

sind wichtiger.

Qualitätspyramide

Der Wert ist oft Folge der Seltenheit und des Seltenheit eines gut erhaltenen Exemplars. Man kann sich die Qualität antiker Teppiche wie eine Pyramide vorstellen. Es gibt eine sehr breite Masse an schlecht erhaltenen Stücken und eine winzige Spitze an Teppichen exzellenter Qualität.

Die Bepreisung ist ähnlich wie bei Bildern. Die breite Basis kosten einen Preis, der mehr als Anerkennung für die geleistete Arbeit verstanden werden kann. Wenige Künstler verdienen eine gutes Gehalt mit ihrer Kunst und die Werte von Werken einiger Maler werden in Millionen gemessen.

Bei Auktionen erzielen Teppiche zwar selten Millionenwerte, dennoch kostet ein Spitzenstück allemal 50.000 bis 300.000 Euro.

Insbesondere gut konservierte Nomadenteppiche erzielen regelmäßig hohe Summen.

In diesem Segment kann nicht mehr mit Richtwerten für Quadratmeterpreise agiert werden. Spätestens hier sind Fachleute gefragt. Nicht selten, kommt es allerdings in diesem speziellen Sektor auch zu teils erheblichen Bewertungsunterschieden.

Forschung zur Wertentwicklung

Auch die Wertentwicklung sollte nicht außer Acht gelassen werden. Insbesondere dann nicht, wenn Sie Orientteppiche als Wertanlage sehen. Einer aktuellen Studie von Andrew Clare zufolge entwickelte sich der (1995 auf 100 normierte) Preisindex folgendermaßen:

Quelle: https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2958111

Hallo, mein Name ist Alex. Seit Kindertagen beschäftigt mich der Orient in seinen vielfältigen Facetten. Ich bin froh, dass ich das Team hinter imOrient.de mit meinen Artikeln unterstützen kann.