Echte, handgeknüpfte Orientteppiche sind prächtige Schmuckstücke von künstlerischem Wert.
Viele schon sehr alte Teppiche dieser Qualität sind bei Sammlern begehrt oder werden über Generationen weitervererbt. Doch ist das Erbstück wirklich echt? Diese Frage lässt sich am besten mit Expertenhilfe, in einigen Punkten bereits durch eigene Tests beantworten.
Inhaltsverzeichnis
Orientteppiche Fälschungen erkennen
Experten für Orientteppiche können die Handelshäuser sein. Viel sicherer ist aber ein Gutachten von solchen Experten, die mit der Handwerkskunst des Teppichknüpfens vertraut sind. Zwar kostet ein Gutachten Geld, aber es bewahrt vor einem Fehlkauf und kann beim Weiterverkauf echter Ware sogar als Zertifikat verwendet werden.
So prüfen Experten Orientteppiche auf versteckte Fälschungszeichen
Unter dem Mikroskop wird das Material der Knüpffäden untersucht. Dabei verraten synthetische Faseranteile, dass es sich nicht um ein Original aus dem Orient handelt.
Echte Orientteppiche werden mit speziell eingefärbter Knüpfwolle gearbeitet.
Der Experte sieht im Mikroskop, wie alt die Farbe ist und ob sie in ihrer Zusammensetzung den Herstellungsverfahren im Ursprungsland des Orientteppichs entspricht.
Weitere Testpunkte können die Teppichbesitzer selbst prüfen. Jedoch ist ein wirklich gutes Auge nötig, um echt von falsch zu unterscheiden.
Speziell zu Versicherungszwecken oder der Wertbestimmung ist deshalb ein Gutachten die professionelle Chance, Fälschungen bei Orientteppichen zu erkennen.
Eigene Möglichkeiten für den Fälschungstest
Verlockend ist es schon, bei einem Räumungs- oder Ausverkauf hohe Rabatte auf echte Orientteppiche zu bekommen. Aber gerade dann ist der gründliche Test wichtig. Denn manch edles Stück aus Persien oder der Türkei kostet bei nachgewiesener Echtheit durchaus so viel wie ein Neuwagen.
Handgeknüpfte Teppiche sind äußerst haltbar und weisen stets Unregelmäßigkeiten auf. Aber auch solche Fehler als Qualitätsmerkmal werden nur bei ausführlicher Betrachtung sichtbar. Schließlich kann auch das Etikett auf der Teppichrückseite hilfreich bei der Eigenprüfung sein.
Diese drei Möglichkeiten stehen auch wenig erfahrenen Teppichliebhabern zur Verfügung:
Fälschungstest 1: Der Preis für den Orientteppich
Ein realistischer Preis für einen zwei mal drei Mete großen handgeknüpfte, echte Orientteppiche liegt im vier- bis fünfstelligen Bereich.
Anhand der angegebenen Knotenzahl und Art lässt sich der ungefähre Kaufpreis schätzen. Die Werte können Sie in unserer Preisliste ablesen.
Ein angeblich „echter“ Orientteppich unter dem Mindestpreis, womöglich nur im dreistelligen Bereich, kann nie und nimmer handgeknüpft sein. Selbst als Notverkauf und mit Rabattzusage bleibt die Echtheit also zweifelhaft.
Sogenannte Mondpreise sind eine dubiose Geschäftspraktik, bei der Preise vorsätzlich überhöht angesetzt werden, um dann beim Feilschen oder in Rabattaktionen vermeintlich niedrige Preise zu bieten.
Allgemein sollten Sie bei hohen Rabatten misstrauisch werden: Wäre das Angebot wirklich so unschlagbar, würden sich andere Orientteppichhändler wohl nicht die Mühe machen, in die Herkunftsländer zufliegen und dort einzukaufen.
Erkennbar ist ein Betrugsversuch auch daran, dass der Verkäufer eine gründliche Prüfung durch Fälschungstests am Orientteppich abwimmelt oder gar verbietet.
Er wird nicht zustimmen, wenn der Interessent den Teppich daheim testen möchte. Auch Roll-, Knick- und Nadeltests werden bei Fälschungen vom Verkäufer abgelehnt.
Fälschungstest 2: Das verwendete Material
Beim Material für Orientteppiche muss zwischen dem Gewebe als Teppichgrund sowie dem Flor als Knüpfergebnis unterschieden werden. Für Kette und Schuss kommen meist Baumwolle oder Schafwolle zum Einsatz.
Besonders edle und dichtgeknüpfte Modelle bestehen teilweise oder vollständig aus Seidenfäden. Um die Echtheit eines Orientteppichs zu prüfen, sollte außer der eigenen Prüfung zusätzlich ein Gutachter das Material bestimmen. Es gibt zwar handgefertigte Nachknüpfungen, diese allerdings mit minderwertiger Wolle oder gar synthetischen Zusätzen.
Ebenso ist die Wolle oder Seide echter Orientteppiche – vor allem alter Stücke – mit Naturfarben eingefärbt. In der Heimat der Teppichknüpfer gilt bis heute neben dem Teppichknüpfen auch das Färben mit Naturfarbstoffen als eigene Handwerkskunst und ist entsprechend wertvoll.
Jüngere Orientteppiche sind auch beim Einsatz synthetischer Färbemittel echt. Doch diese Nachahmungen führen rasch zum Verblassen der Farben und sind in ihren Ursprungsländern nach kurzfristiger Euphorie wieder verpönt. In Persien ist das Färben mit synthetischen Farbstoffen seit 1900 sogar gänzlich verboten.
Fälschungstest 3: Die verwendete Knüpftechnik
Bereits an den Rändern eines echten Orientteppichs zeigt sich seine Echtheit. Die Fransen als Teppichabschluss auf zwei Seiten werden bei handgeknüpften Originalen einfach vom Kettfaden gewonnen.
Wer leicht an einer Franse zieht, bemerkt also eine Bewegung des Fadens auch im Teppichinneren. Bei Fälschungen werden die Fransen erst nachträglich angebracht. Beim Ziehen passiert mit dem Rest des Teppichs überhaupt nichts. Die beiden anderen Teppichseiten werden von den Kanten begrenzt.
Beim Handknüpfen ist es unmöglich, eine komplett ebenmäßige Kante zu arbeiten. Wirken diese beiden Seiten also „holperig“, dann handelt es sich gewiss um ein handgeknüpftes Original.
Ebenso verhält es sich mit den Knoten auf der Teppichrückseite. Teppichknüpfer können keinesfalls einen wie den anderen Knoten komplett identisch setzen. Das ist an dickeren oder strafferen Knoten zu erkennen. Auch spiegelt sich das Vordermuster kaum einheitlich nach hinten wieder – was bei maschinellen Fälschungen sehr auffällig ist.
Tipp: Mit einer Nadel von hinten nach vorn zwischen den Knoten durch den Teppich fahren. Löst sich ein Knoten, handelt es sich um eine Schlaufe und somit beim kompletten Orientteppich um eine maschinelle Nachahmung.
Fälschungstest 4: Fehler und Unregelmäßigkeiten
Handarbeit führt immer zu Unregelmäßigkeiten. Dementsprechend zeichnet sich ein echter Orientteppich durch ungleichmäßige Knoten auf der Rückseite, eine Variation in der Teppichbreite sowie einen insgesamt nicht völlig geraden Verlauf am Teppichrand aus.
Auch im Muster kommen Asymmetrien vor. Dies alles ist bei Experten ein besonderes Qualitätsmerkmal.
Fälschungstest 5: Die Herkunftsangaben
Jeder echte Orientteppich ist auf der Rückseite mit einem Etikett versehen. Darauf sind unbedingt diese Angaben zu finden:
Herkunftsland: Zusätzlich kann eine Provenienz, also eine bestimmte Region, bezeichnet sein. Echte handgeknüpfte Orientteppiche stammen aus Bidjar oder Nain, Moud oder Choubi (nach Provenienzen) oder aus dem Iran, Algerien, Pakistan, Tadschikistan, der Mongolei oder Indien (nach Land).
Beispiel für eine dreiste Fälschung: Auf einem Etikett steht als Herkunftsland China, der Orientteppich wird aber als „echter Perser“ angeboten. Die Echtheit ist allein wegen der Knüpftradition unmöglich.
Material: Schafwolle, Baumwolle und Seide werden seit Jahrhunderten für die handgeknüpften Orientteppiche verwendet. Ein Zusatz in Prozent von synthetischen Fasern schließt daher eine Echtheit aus.
Fazit
Echte Orientteppiche lassen sich durch Eigenprüfung gut von Fälschungen unterscheiden. Zusätzlich zu den fünf Fälschungstests empfiehlt sich die Hinzunahme von Teppichexperten. Diese können zur Wertbestimmung außerdem mikroskopische Prüfmittel einsetzen.
Immerhin handelt es sich bei wertvollen, handgeknüpften Unikaten häufig um ein Kulturerbe vom Wert eines neuen Kleinwagens.